Schüler*innen und Eltern bewerten Pflegefachkräfte an Schulen mit ‚sehr gut‘ oder ‚gut‘. Das zeigt die wissenschaftliche Begleitung des Pilotprojekts der Stadt Wien.
Text: Karin Lehner
Medizinische Hilfe bei Unfällen, Schmerzen und Wunden sowie die Notversorgung von Asthmatiker-*innen, Diabetiker*innen und Epileptiker*innen. Der Bedarf an Gesundheitsdienstleistungen steigt, auch in Schulen. Daher starte die Stadt Wien 2022 das von der EU geförderte Pilotprojekt der School Nurses und übernahm die Vorreiterrolle in Österreich. Das Zentrum für Public Health der Medizinische Universität Wien begleitet das Programm wissenschaftlich und attestiert nun bereits erste positive Effekte für die Gesundheit von rund 1.400 Schüler*innen wie das Gesundheitssystem.
School Nurses im Einsatz
So waren die School Nurses allein von Mai bis Dezember 2022 insgesamt 2.260-mal im Einsatz. 642 Behandlungen erfolgen in punkto Notfallmanagement beziehungsweise Erstversorgung, 1.287 betrafen die Gesundheitsförderung und -prävention, 164 die Betreuung von Kindern und Jugendlichen mit chronischen Krankheiten und 167 die Gesundheitsvorsorge, also die Unterstützung von Schulärzt*innen bei Impfungen und Reihenuntersuchungen. Bereits in der Pilotphase wurden damit an Schulen rund 1.000 Rettungseinsätze weniger verzeichnet.
Eine Entlastung für das Gesundheitswesen, Eltern, Lehrer*innen und Schul-Ärzt*innen. Für den Erfolg mitverantwortlich ist die DGKP und systemische Psychotherapeutin Franziska Rumpf. „Wir sind keine Konkurrenz zu Lehrerenden und Mediziner*innen, sondern sorgen dafür, dass sie sich wieder auf ihre Aufgaben konzentrieren können.“ Außerdem sind School Nurses immer anwesend. Im Gegensatz zu Schulärzt*innen, die oft mehrere Standorte betreuen.
Bei Müttern und Vätern ist die Zufriedenheit mit dem Programm ebenfalls hoch. 66 Prozent geben an, dass ihr Kind mit der School Nurse bereits einmal Kontakt hatte. Alle beurteilen die Erfahrung als positiv. Rund 41 Prozent der Erziehungsberechtigten erklären, dass ihre Sorgen bezüglich der Gesundheit ihrer Kinder weniger geworden seien. Weitere 28 Prozent meinen, dies träfe zumindest eher zu.
Die Gesamtkosten von Stufe eins des Pilotprojekts betragen bis zu vier Millionen Euro. Eine gute Investition, wie auch eine Lernreise der heimischen School Nurses nach Berlin, Hamburg, Potsdam und Bremen zeigt. „Auch hier sind die positiven Auswirkungen auf das Gesamtsystem bereits sichtbar“, so Rumpf. „Wir hatten einen guten Austausch mit den Kolleg*innen, sind heute noch in Kontakt und lernen viel voneinander.“
Dank School Nurses können sich Lehrer*innen und Schulärzt*innen wieder auf ihre Aufgaben konzentrieren.
Franziska Rumpf
Aufgrund der positiven Gesamtbilanz steht die Ausweitung des Programms auf ganz Österreich im Raum. Eine klare Empfehlung kommt von Mag.a Michaela Bilir, Leitung der Expert*innen-Gruppe School Nurse im Berufsverband Kinderkrankenpflege Österreich. „Auf Basis der Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitung und positiver Erfahrungen der Pilotschulen empfehlen wir und die Direktor*innen der Projektschulen die Ausrollung dringend.“ Für die Netzwerkarbeit mit anderen Gesundheitsdienstleister*innen sei die Anbindung an Landesgesundheitsbehörden essenziell.
Doch für den Ausbau braucht es wechselwillige Pfleger*innen. Rumpf rät „aus Überzeugung“ zum Beruf. Voraussetzung ist eine Pflege-Ausbildung und langjährige klinische Erfahrung. Wiewohl die Arbeitszeiten planbar und die Wocheneden frei sind, sei „Flexibilität gefragt“. Für die DGKP mit Leib und Seele ist das neue Berufsbild außerdem die beste Gelegenheit, die Kompetenzen von Pflegenden sichtbarer zu machen. „Wir dürfen nicht immer nur jammern, sondern müssen einfach tun und allen zeigen, was wir können. Starten wir in der Schule.“
Titelbild: MA 15/Schleinigner; Porträtbild Franziska Rumpf: David Bohmann