In Österreich sind tausende Frauen von weiblicher Genitalverstümmelung betroffen. Der FGM-Beirat der Stadt Wien veröffentlicht nun erstmals umfassende Handlungsempfehlungen für das Gesundheitspersonal.
11.000 Frauen in Österreich leben mit den Folgen weiblicher Genitalverstümmelung, davon 6.300 in Wien. Die Betreuung dieser Patientinnen erfordert besonderes medizinisches Fachwissen und kulturelle Sensibilität.
Der FGM-Beirat der Stadt Wien hat die ersten österreichweiten Handlungsempfehlungen für die medizinische Versorgung und Geburtshilfe veröffentlicht. Diese basieren auf der Expertise von drei spezialisierten FGM-Ambulanzen und vermitteln praktisches Wissen rund um Schwangerschaft, Geburt und medizinisches Management von Folgekomplikationen wie Fisteln, Harnverlust oder Problemen beim Menstruieren. Es wird erklärt, welche Fragen im Anamnesegespräch zu stellen sind und warum eine geschulte Dolmetscherin beigezogen werden sollte. Erläutert werden auch folgende Fragen: Welche operative Therapie ist individuell für die Patientin empfehlenswert? Warum sollte eine operative Maßnahme immer auch psychologisch nachbetreut werden? Warum ist die Begutachtung von Minderjährigen besser spezialisierten Zentren anzuvertrauen?
Die verbreitete Annahme, FGM-betroffene Frauen müssten per Kaiserschnitt entbunden werden, stellen die Autorinnen richtig: Wird bereits bei der Geburtsanmeldung gezielt nach FGM gefragt, lässt sich eine Spontangeburt gut vorbereiten - etwa, indem vor oder während der Geburt eine Öffnung des Narbengewebes durchgeführt wird. Wichtig ist, dass Gynäkolog*innen im Eltern-Kind-Pass das Vorliegen von FGM bei einer Schwangeren festhalten. Nach Geburt eines Mädchens sollten die Eltern unbedingt über das Verbot weiblicher Genitalverstümmelung sowie über die gesundheitlichen Folgen aufgeklärt werden.
Die neuen Handlungsempfehlungen zur Betreuung von FGM-betroffenen Frauen und Mädchen in Österreich sind online abrufbar unter file:///C:/Users/Birgit/Downloads/Handlungsempfehlungen-2.pdf.
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