Daniel Cejka
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Lebensrettende Organtransplantation

Versorgung
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Eine Organtransplantation kann für schwerkranke Menschen die einzige Hoffnung auf Heilung oder eine bessere Lebensqualität sein. Die Zahl der Organspender geht konstant zurück, während der Bedarf steigt.

Text: Rosi Dorudi

Jedes Jahr sterben in Österreich rund 60 der mehr als 800 Menschen auf der Warteliste, weil kein passendes Spenderorgan rechtzeitig verfügbar ist. 2023 erreichte die Zahl der Organspenden den tiefsten Stand seit mehr als 30 Jahren. „Ein wesentlicher Grund dafür ist eine mangelnde Bereitschaft in der Gesellschaft, Organe zu spenden“, erklärt Prim. Doz. Dr. Daniel Cejka, Leiter der Abteilung für Nephrologie und Transplantationsmedizin am Ordensklinikum Linz Elisabethinen und Präsident der Organisation Austrotransplant, die sich der Förderung von Forschung und Austausch in den Bereichen Transplantation, Transfusion und Genetik widmet. Dabei gilt in Österreich die Widerspruchslösung: Wer nicht ausdrücklich zu Lebzeiten Nein sagt, wird nach dem Tod grundsätzlich als potenzielle*r Spender*in betrachtet. „Obwohl dies gesetzlich nicht erforderlich wäre, wird in der Praxis in den Spitälern dennoch das Einvernehmen mit den Angehörigen hergestellt, die jedoch eine Organspende immer häufiger verweigern“, so Cejka. Natürlich sein die Entscheidung, nach dem Tod Organe und Gewebe zu spenden, eine schwierige und sehr persönliche Angelegenheit, so der Primar. Sie setzt voraus, sich mit der eigenen Endlichkeit und dem Schicksal anderer auseinanderzusetzen – ein Thema, das viele lieber vermeiden. „Vielen ist aber nicht bewusst, dass sie mit ihrer Zustimmung ein Menschenleben retten könnten.“

Symbolbild Organspende (c) Freepik
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Motivation stärken

In gewisser Weise lässt sich die Organspende mit einer Versicherung vergleichen – man hofft, sie nie zu brauchen, doch im Ernstfall kann sie lebensrettend sein. Die meisten denken nicht darüber nach, doch die Wahrscheinlichkeit, selbst einmal ein Spenderorgan zu benötigen, ist siebenmal höher als die, tatsächlich eines zu spenden. „Organspende ist keine Selbstverständlichkeit – sie rettet Leben, weil andere bereit sind zu geben. Umso wichtiger ist es, sich bewusst zu machen, dass auch Menschen, die eine Spende für sich selbst ausschließen, im Notfall uneingeschränkt davon profitieren.“ Diese Ungleichheit sollte zum Nachdenken anregen, so der Primar. „Wer bereit ist, Hilfe anzunehmen, sollte auch darüber nachdenken, sie zu geben.“ Eine klare und breit angelegte Aufklärung durch Fachpersonal, aber auch durch mediale Verbreitung, sei daher essenziell.

Neben der mangelnden Spendenbereitschaft hat der Rückgang der Organspenden auch strukturelle und medizinische Ursachen. Weniger schwere Verkehrsunfälle und eine alternde Bevölkerung verringern die Zahl geeigneter Spenderorgane. „Zudem werden nicht alle potenziellen Spender gemeldet, da eine Organspende für Krankenhäuser mit hohem Aufwand verbunden ist“, erläutert Cejka. In der Praxis stellt das Spenderkrankenhaus die Intensivmediziner sowie das Personal für Pflege und Anästhesie. Die Entnahme und den Transport des Organs zum Krankenhaus der Empfängerin oder des Empfängers übernimmt hingegen ein externes transplantationschirurgisches Team – ein aufwändiger und zeitkritischer Prozess. Der zunehmende Personalmangel im Gesundheitswesen verschärft die Situation zusätzlich. „Damit in Zukunft mehr Menschenleben gerettet werden können, braucht es daher nicht nur eine offene gesellschaftliche Debatte, sondern auch gezielte Maßnahmen“, ist der Experte überzeugt. Neben strukturellen Verbesserungen in Krankenhäusern sei es vor allem wichtig, das Bewusstsein für Organspenden auf allen Seiten zu schärfen.

Technologische Innovationen

Angesichts von rund 800 Menschen, die aktuell in Österreich auf eine Organtransplantation warten und denen viel zu wenige Spenderorgane gegenüberstehen, sind neue Ideen gefragt, die langfristig die Methode der Organspende nach dem Hirntod ersetzen könnten. Große Fortschritte gibt es bereits bei der Maschinenperfusion. „Dieses Verfahren ermöglicht es, Spenderorgane außerhalb des Körpers besser zu konservieren, was den Spenderpool erweitert und die Wartezeiten verkürzt.“ Die maschinelle Perfusion von Spenderorganen erlaubt im Vergleich zur herkömmlichen kalten Lagerung auf Eis eine Vorbehandlung, die die Sicherheit für die Empfänger*innen klinisch relevant erhöht.

Ein weiterer vielversprechender Ansatz ist die Xenotransplantation, bei der Organe von gentechnisch modifizierten Tieren, meist von Schweinen, genutzt werden. Das könnte den Organmangel mildern. Noch ist die Xenotransplantation methodisch nicht ausgereift. Dennoch könnten neue Ansätze wie diese die bisherige Organspende nach dem Hirntod ersetzen. „Die Vision ist eine Zukunft, in der niemand mehr aufgrund von Organmangel stirbt, sondern jeder rechtzeitig die bestmögliche Versorgung erhält", sagt Cejka.

Titelfoto: Daniel Cejka © Stoegmueller

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