Gisa Gerold hat kürzlich die Leitung des Instituts für Virologie der Medizin Uni Innsbruck übernommen. Die Pandemievorsorge gehört zu ihren Forschungsschwerpunkten. Gemeinsam mit ihrem Team erforscht die Expertin Erreger, die zu einer Herausforderung für die globale Gesundheit werden könnten und entwickelt innovative Methoden zur besseren Vorhersage und Prävention.
„Es gibt derzeit keine Evidenz für eine Übertragung der Vogelgrippe auf Nutztiere in Europa, doch die theoretische Möglichkeit besteht, insbesondere bei einem Kontakt“, sagt die neue Direktorin des Instituts für Virologie, der Medizin Uni Innsbruck Univ.-Prof.in Dr.in Gisa Gerold. Die Viruserkrankung, die weltweit in Tierbeständen auftritt, steht aktuell im Fokus der Überwachung. Besondere Aufmerksamkeit erlangte kürzlich eine Übertragung auf Milchvieh in den USA.
Das Institut für Virologie der Medizin Uni Innsbruck ist auf einen potenziellen Ausbruch der aviären Influenza in größerem Maßstab vorbereitet: Dank der Zusammenarbeit mit der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) stehen bereits Testmethoden bereit, um gegebenenfalls schnell reagieren zu können.
Gisa Gerold wechselte nach dem Studium der Biochemie in Tübingen und ihrer Promotion am Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie in Berlin an die Rockefeller Universität in New York, wo sie im Labor für Virologie des späteren Nobelpreisträger Charles M. Rice arbeitete. Mit 1. November 2024 übernahm sie ihre neue Funktion in Innsbruck.
Tropenviren auf dem Vormarsch
Einer der Forschungsschwerpunkte von Gisa Gerold ist die Pandemievorsorge. „Ich finde Viren faszinierend. Trotz ihrer geringen Größe schaffen sie es, Krankheiten auszulösen und beispielsweise eine ganze Zelle umzuprogrammieren“, sagt Gisa Gerold. Gemeinsam mit ihrem Team arbeitet sie intensiv an der Erforschung des Dengue-Virus und des Chikungunya-Virus (CHIKV). Beide Erreger waren bisher vor allem in tropischen und subtropischen Regionen verbreitet, dringen aber zunehmend nach Europa vor. 2024 gab es beispielsweise einen Dengue-Virus Ausbruch mit 214 Fällen in Mittel- und Norditalien.
Das CHIKV wird durch Insektenstiche übertragen und löst bei Infizierten schwere Gelenksentzündungen aus. 2024 wurden 480.000 Fälle weltweit registriert, in Europa gab es nur einen Fall in Frankreich. Das wissenschaftliche Ziel sei es, die molekularen Mechanismen hinter der Erkrankung zu verstehen, erklärt Gerold. In Europa sei die Bekämpfung von Stechmücken eine zentrale Präventionsmaßnahme, etwa durch die Reduzierung von Brutstätten – zum Beispiel indem stehende Wasserflächen in Gärten vermieden werden.
Mit modernen Methoden Viren besser verstehen
Um den Aufgaben der Virologie in der Pandemievorsorge gerecht zu werden, arbeiten Gisa Gerold und ihr Team auch an der Entwicklung neuer Methoden zur Analyse von Virus-Wirt- Interaktionen. „Mit Massenspektrometrie und anderen Ansätzen können wir besser verstehen, warum manche Viren Gelenkschmerzen und andere Atemwegsinfektionen verursachen“, erklärt die Expertin. Diese Erkenntnisse sind essenziell für die Entwicklung neuer Medikamente.
Neben der Forschung legt die Leiterin des Instituts für Virologie großen Wert auf die Förderung junger Wissenschafter*nnen. Als Vorstand des DACH-Verbands für Virologie setzt sie sich unter anderem für die Vernetzung und Weiterbildung von Nachwuchstalenten ein.
Neue Informationsplattform zu respiratorischen Viren
Das Institut für Virologie der Medizinischen Universität Innsbruck hat eine neue Webseite, auf der aktuelle Daten zu respiratorischen Erregern wie Influenza, Rhinoviren und SARS-CoV-2 veröffentlicht werden. Diese Plattform richtet sich sowohl an Fachleute wie auch an die Öffentlichkeit und dient als Informationsquelle für die Einschätzung der aktuellen Infektionslage. (RED)
Foto: Medizinische Universität Innsbruck/©F.Lechner