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Gesundheit
Österreich
09.03.2024

Selbstständige Pflegekräfte dringend gefragt!

Dem heimischen Pflegebereich droht ein Versorgungsnotstand. Selbstständige Fachkräfte könnten – mit Kassenverträgen ausgestattet – wesentlich zu einer bedarfsgerechten Gesundheitsversorgung beitragen. Die Vinzenz Gruppe setzt hier mit gezielter Weiterbildung nun wichtige Maßnahmen.

Fachkräftemangel, Überlastung, Zweiklassen-Medizin: Dass die Situation im Gesundheitswesen schon lange eine prekäre ist, ist wohl keine Neuigkeit. Dass die Corona-Pandemie die Probleme noch verschärft hat, ebenso wenig. Insbesondere im Bereich der Alten- und Krankenpflege steuert das System aufgrund des Personalnotstands auf einen Versorgungsengpass zu; Expert*innen drängen hier vehement auf rasche Lösungen. 

Pflege-Teufelskreis

Verbesserung der Arbeitsbedingungen, sprich: nachhaltige Reduktion der körperlichen wie psychischen Belastung des Pflegepersonals, sowie Unterstützung durch den Einsatz von digitalen beziehungsweise telemedizinischen Technologien müssen hier als erste Schritte der Entlastung zeitnah gesetzt werden. So fordert unter anderem die renommierte Gesundheitsexpertin Maria M. Hofmarcher-Holzhacker von Health System Intelligence eine Modernisierung des Versorgungssystems. Auch Gesundheitsberufe abseits der klassischen ärztlichen Tätigkeit müssten „mit Respekt“ behandelt werden, so die Ökonomin im Vorjahr gegenüber der Wiener Zeitung, zudem müsse „für eine gute niederschwellige Versorgung vor allem für bedürftige Menschen“ gesorgt werden.

Eine weitere Forderung betrifft die Pflege im niedergelassenen Bereich. Einer der Hauptkritikpunkte: Die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK), mit 7,5 Millionen Versicherten die mit Abstand größte der heimischen Krankenkassen, schließt keine Verträge mit professionellen, selbstständigen Pflegeexpert*innen ab; Patientinnen und Patienten müssen daher die anfallenden Kosten selbst übernehmen – für viele Menschen gerade in Zeiten der Teuerung eine (zu) große Hürde. 

Daraus resultiert, dass nur wenige Fachkräfte im Pflegebereich die Möglichkeit nutzen, in eigener Praxis selbstständig zu werden. Laut Barbara Klemensich, Pflegemanagementexpertin in der Vinzenz Gruppe, sind aktuell 80.000 diplomierte Pflegekräfte ausschließlich in einem Angestelltenverhältnis und nur 1.600 rein freiberuflich tätig – was wiederum zur Folge hat, dass die Termin-Wartelisten länger und länger werden. Pflegebedürftige müssen länger in den Krankenhäusern bleiben. In Krankenhäusern, die ohnehin schon an Kapazitätsgrenzen stoßen … ein Teufelskreis, der leicht zu durchbrechen wäre. Würde die ÖGK Verträge mit Selbstständigen abschließen, wäre es naturgemäß nicht nur für zahlreiche Patient*innen von Vorteil. Aufgrund der Stärkung des Pflegeberufs käme es unweigerlich zu einer Stärkung des gesamten Gesundheitssystem. 

Vinzenz Gruppe setzt Maßnahmen

Um ebendiese Selbstständigkeit zu fördern, haben die Gesundheitsparks der Vinzenz Gruppe gemeinsam mit dem Verein SOLAR PLEXUS nun zu einer österreichweit besonderen Weiterbildung für Pflegekräfte, Logopäd*innen sowie Ergotherapeut*innen eingeladen. Der Online-Kurs „Erfolgreich selbstständig im Gesundheitsbereich“ soll ab 19. März 2024 allen Interessierten das nötige Fachwissen vermitteln, um ihren Platz am Gesundheitsmarkt zu finden und strategisch zu sichern. Michael Heinisch, Vorsitzender der Geschäftsführung der Vinzenz Gruppe, dazu: „Es wird in Zukunft darauf ankommen, die Menschen auch außerhalb der Gesundheitseinrichtungen optimal zu betreuen. So werden die Krankenhäuser entlastet und die Patientinnen und Patienten bestens versorgt“.

Die Gesundheitsparks und SOLAR PLEXUS – zwei interprofessionelle Netzwerke – bündeln erstmals ihre Kompetenzen, um wertvolles Wissen für die persönliche Karriere im Pflegebereich zu vermitteln, so Heinisch. „Innovative Pflege- und Therapieangebote sind gefragter denn je“, ergänzt Barbara Klemensich. „Diese Weiterbildung bietet die Möglichkeit, neue Versorgungskonzepte für die Praxis zu entwickeln“. Nach dem Abschluss des Kursprogramms habe man die Möglichkeit, Partner*in in den Gesundheitsparks mit langfristigen Karriereperspektiven zu werden, so Sigrid Miksch, Leiterin der Stabstelle Gesundheitspark-Management. „Dieses starke Netzwerkt unterstützt laufend und erleichtert den Start".

Die Weiterbildung umfasst neun Grundlagen- sowie mehrere optionale, vertiefende Zusatzmodule. Die neun Einheiten à 90 Minuten werden für eine praxisnahe Perspektive von Expert*innen aus dem jeweiligen Bereich geleitet und an Abendterminen online absolviert. Am Ende der kompakten Weiterbildung verfügen Teilnehmende über das nötige Wissen, um mit ihrer Expertise im Bereich Pflege, Logopädie, Ergotherapie oder weiteren Gesundheitsberufen in eigener Praxis erfolgreich tätig zu sein. Denn, wie Barbara Klemensich betont: „Selbstständige Gesundheitsexpertinnen und -experten werden versorgungsrelevant sein“.

Text: Michi Reichelt; Foto: Göttlicher Heiland Krankenhaus Wien

Über die Gesundheitsparks: 

Die Gesundheitsparks sind ein Gesundheits-Netzwerk der Vinzenz Gruppe. Es gibt sie siebenmal in Österreich – 5x in Wien, 1x in Linz und 1x in Ried im Innkreis. Das Netzwerk umfasst knapp 300 selbstständig tätige Mediziner*innen, Therapeut*innen, Pflegeexpert*innen, Menschen in anderen Gesundheitsberufen sowie Selbsthilfegruppen und Krankenhäuser. Ziel der Gesundheitsparks ist es, einerseits Menschen als lebenslange Begleiter*innen und Nahversorger*innen in Gesundheitsfragen zur Verfügung zu stehen und andererseits Personen aus allen Gesundheitsberufen die Möglichkeit zu geben, sich zu vernetzen und selbstständig zu entwickeln. 

www.gesundheitspark.at

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