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Österreich
25.03.2024

Stärker unter einem gemeinsamen Dach

Bei der Courage Gruppe, der neuen Holding der Vinzenz Gruppe und der Salvatorianerinnen, ist der Name Programm: Indem sie ihre langbewährten Expertisen bündeln und zugleich innovative Konzepte, Modelle und Wohnformen aufgreifen, wollen die beiden dazugehörigen Unternehmen Barmherzige Schwestern Pflege GmbH und Mater Salvatoris Alten- und Pflegeheim GmbH gemeinsam neue Wege beschreiten. In Zeiten, in denen die Pflege zunehmend an ihre Grenzen stoße, erfordere das Mut, so die Geschäftsführerin der Courage Gruppe Jana Bockholdt und die Geschäftsführer von Mater Salvatoris Christian Gmeiner und Günther Schranz im Gespräch mit INGO.

Der Startschuss zur Gründung einer gemeinsamen Holding der Vinzenz Gruppe und der Salvatorianerinnen fiel Anfang 2022. „Es war eine weitreichende und zugleich vorausschauende Entscheidung“, unterstreicht die Geschäftsführerin der Courage Gruppe Jana Bockholdt in einer Gesprächsrunde mit INGO. „Wir alle wissen, dass die Pflege in ihrer heutigen Form zunehmend an ihre Grenzen stößt. Lang und breit darüber zu klagen, entspricht aber nicht dem traditionellen Pioniergeist konfessioneller Träger- und Pflegeeinrichtungen. Wir möchten lieber wirkungsvolle Antworten auf die damit verbundenen Problemstellungen finden und unverzüglich damit beginnen, die Pflege zukunftsfit zu machen.“ 

Christian Gmeiner und Günther Schranz nicken zustimmend. Sie sind wie ihre Kollegin langjährige Experten im Sozialbereich und Sozialmanagement und Geschäftsführer bei der Mater Salvatoris Alten- und Pflegeheim GmbH. In der zuvor zu dieser gehörenden Einrichtung in Pitten in der Gemeinde Bad Erlach, die nun Teil der Courage Gruppe ist, obliegt Gmeiner die Hausleitung, Schranz ist leitend für Pflege, Therapie, Reinigung, Service und Betreuung zuständig. Die Barmherzige Schwestern Pflege GmbH wiederum brachte die Pflegehäuser St. Katharina in Wien und St. Louise in Maria Anzbach, mehrere Standorte für Betreutes Wohnen in Wien, Nieder- und Oberösterreich und drei klösterliche Pflegeeinrichtungen für Ordensangehörige in die Courage Gruppe ein. Sich mit der bestmöglichen Versorgung betagter und pflegebedürftiger Menschen zu befassen, ist eine Kernaufgabe der drei Geschäftsführer*innen. 

Von der Vision zur Umsetzung

„Uns verbindet, dass wir es uns vor dem Hintergrund der heutigen Herausforderungen zu eigen gemacht haben, in unserer täglichen Arbeit die Zukunft immer mitzudenken“, erklärt Schranz. „Und aus der Überzeugung heraus, dass vereinte Kräfte diesbezüglich mehr bewirken können, haben sich unsere Eigentümer*innen dafür entschieden, die Courage Gruppe zu gründen“, ergänzt Gmeiner. Diese habe mittlerweile ein deutliches Profil bekommen. „Zunächst haben sich die Leitungen beider Orden und die Leitungen der Einrichtungen zusammengesetzt und eine Vision für die gemeinsame Holding entwickelt“, schildert Gmeiner. „Es galt Fragen zu klären wie: Welche Handlungsfelder wollen wir definieren? Welche Ziele verfolgen? Welche Rolle spielen unsere christlichen Werte dabei? Welche Expertisen können wir einbringen? Welche neuen Impulse brauchen wir? All das haben wir im Zuge eines längeren Marken- und Identitätsfindungsprozesses eingehend diskutiert.“ 

"Wir haben festgestellt, dass unser Weg eine gehörige Portion Mut braucht", sagt die Geschäftsführerin der Courage Gruppe Jana Bockholdt.

Dabei entstand nicht nur eine gemeinsame Strategie, sondern auch der Name der Holding: Courage Gruppe. „Wir haben festgestellt, dass unser Weg eine gehörige Portion Mut braucht“, begründet Bockholdt die Namenswahl. „Einerseits hat es ja eine solche Vereinigung von Ordenspflegeeinrichtungen bis dato noch nie gegeben, andererseits werden wir auch strategisch Neuland betreten. Etwa indem wir unseren Fokus konsequent auf Innovationen richten, die die Betreuung der uns Anvertrauten besser und effizienter machen. Außerdem werden wir das Pflegethema viel breiter denken als bislang üblich. Zum Beispiel, indem wir uns die Expertise der Spitäler der Vinzenz Gruppe in der Altersforschung zunutze machen und auch die Prävention stärker miteinbeziehen.“ Alterskompetenz werde in jedem Fall einen hohen Stellenwert haben.

Gesamtpaket aus Tradition und Moderne

Aus der umfassenden Bündelung von Expertisen, Stärken, Erfahrungswerten und Neuerungen soll schließlich ein zukunftsträchtiges Gesamtpaket entstehen. „Es geht um eine gegenseitige Befruchtung, und es gibt keinen Grund, dabei bewährte Konzepte über Bord zu werfen“, betont Bockholdt. „Im Gegenteil, die in Jahrtausenden gewachsene Kompetenz der Ordensschwestern in der Langzeitpflege ist ein besonders wertvolles Asset. Oder auch das große vorhandene Know-how unserer Einrichtungen im Umgang mit Demenz und der letzten Phase des Lebens.“ Darüber hinaus hätten die Ordensfrauen immer nach vorne geblickt und dabei stets Mut und Offenheit für neue Ideen bewiesen. „Das nimmt sich die Courage Gruppe jetzt zum Vorbild. Wir wollen all das Gute, das die konfessionellen Träger bereits im Talon haben, mit zeitgemäßen Methoden in Einklang bringen.“ Wobei man alles aufgreife, was Verbesserungen bringen könne, und das habe ausnehmend viele Facetten. „Das können Technologien wie topmoderne Pflegebetten oder digitale Dokumentationssysteme sein, aber auch neue Wohnformen im Alter, innovative Pflegeangebote, State-of-the-Art-Präventionsmodelle oder die Implementierung neuer Berufsgruppen wie etwa Community Nurses, die sehr viel für die Stärkung der Gesundheitskompetenz tun können“, nennt Bockholdt einige Beispiele.

Ebenso hätten sich die beiden Orden früh für die Pflegelehre interessiert, fügt Schranz hinzu. „In Hinblick auf künftige Personalstrategien halten wir es für wesentlich, solche Potenziale aufzugreifen.“ Dabei sei der laufende Dialog innerhalb der Courage Gruppe außerordentlich hilfreich. „Auch als Arbeitgeber*innen können wir in gemeinsamer Kraft ganz andere Dinge ermöglichen als Einzelkämpfer*innen“, nimmt Bockholdt den Faden auf. „So können wir zum Beispiel auch zusammen darüber nachdenken, wie wir unsere Führungskräfte und Mitarbeiter*innen schulen, damit wir alle den Herausforderungen unserer Zeit besser gewachsen sind.“

Die christlichen Werte der beteiligten Betreuungs- und Pflegeeinrichtungen sehe man dabei als Wegweiser, nach denen die Courage Gruppe wie ein Steuermann ihre Ruder ausrichte. „Über allem steht natürlich das Ziel, den Bedürfnissen älterer Menschen weiterhin gerecht zu werden, ihnen Geborgenheit und Orientierung zu geben und stets ihr Leben, ihre Sicherheit und ihre Würde in den Mittelpunkt zu stellen“, so Gmeiner. „Damit das auch in Zukunft gelingt, wollen wir diese Zukunft mitgestalten.“

Auch für andere Ordenseinrichtungen offen

Grundsätzlich möchte die Courage Gruppe auch anderen Ordens- und christlichen Einrichtungen offenstehen. „Die Vorteile, die es mit sich bringt, unter einem gemeinsamen Dach effiziente Wege für alle wichtigen Handlungsfelder zu erarbeiten, könnten besonders für kleine und mittelgroße Orden interessant sein“, meint Schranz. „Ordenseinrichtungen, die sich uns anschließen wollen, heißen wir daher herzlich willkommen.“ Gemeinsam über Themen nachzudenken, Fach-Know-how und Kompetenzen zu bündeln, sorge für eine viel größere Kraft, ist er überzeugt. Persönlich halte er angesichts der aktuellen Lage der Pflege vor allem Stillstand für kontraproduktiv. „An der Courage Gruppe gefällt mir, dass sie Dinge in Bewegung bringt, um sie zum Positiven zu wenden.“

"Ordenseinrichtungen, die sich uns anschließen wollen, heißen wir herzlich willkommen", sagt der Geschäftsführer von Mater Salvatoris Günther Schranz.

Sein Kollege Gmeiner sieht es als besonderes Plus, dass dabei die beteiligten Häuser, die ein neues, geborgenes Zuhause für ihre Bewohner*innen sowie ein zuverlässiger Arbeitsplatz für die Mitarbeiter*innen sind, unverändert bestehen bleiben. „Bei uns geht es nicht darum, anderen etwas überzustülpen, sondern um einen kontinuierlichen und für alle fruchtbaren Austausch“, sagt er. „Das Schöne und Attraktive an dem Zusammenschluss unter dem Dach der Courage Gruppe ist für mich, dass wir hier den Blick gemeinsam in die Zukunft richten, aber die Individualität der einzelnen Häuser samt ihren Schwerpunkten trotzdem weiter Bestand haben können.“ 

Bockholdt stimmt es zufrieden, dass die Identitäts- und Markenfindung samt Strategieplan nun abgerundet ist und die Courage Gruppe mit ihren Aktivitäten in die Umsetzung gehen kann. „Wir gehen in eine gute Richtung und ich glaube fest an eine positive Zukunft der Pflege“, versichert sie. „Wir werden alles tun, um uns dafür einzusetzen. Und nicht zuletzt werden wir selber froh sein, wenn wir später im Alter eine hochwertige Versorgung zur Verfügung haben.“

Text: Uschi Sorz; Fotos: Courage Gruppe / Alek Kawka

Jana Bockholdt,

Geschäftsführung Courage Gruppe GmbH und Geschäftsführung Barmherzige Schwestern Pflege GmbH

Nach der Ausbildung zur Diplom-Gesundheits- und Krankenschwester in Deutschland folgten Studienabschlüsse im Bereich Krankenhaus- und Gesundheitsmanagement in Österreich. Berufserfahrungen sammelte Bockholdt danach am LK Krems (Organisations- und Projektentwicklung, Pflegecontrolling), dem LK St. Pölten (Controlling) und dem NÖ Hilfswerk (Geschäftsbereichsleitung Hilfe und Pflege daheim/Pflegedirektorin). 2014 übernahm sie die Geschäftsführung der Barmherzige Schwestern Pflege GmbH. Seit Ende 2022 ist sie als Geschäftsführerin der Courage Gruppe zusammen mit Christian Gmeiner und Günther Schranz für die Leitung der Gruppe verantwortlich.

Christian Gmeiner, MA

Mitglied der Geschäftsleitung Courage Gruppe, Hausleiter und Geschäftsführer Mater Salvatoris

Sein Bachelorstudium für Gesundheitsmanagement und Gesundheitsförderung schloss Gmeiner 2008 ab, anschließend absolvierte er den Masterstudiengang Management im Gesundheitswesen an den Fachhochschulen Burgenland. Seit 2011 ist er in der Mater Salvatoris Alten- und Pflegeheim GmbH in unterschiedlichen Funktionen tätig. Seit 2018 ist er mit der Hausleitung betraut. Ende 2022 übernahm er gemeinsam mit seinem Kollegen Günther Schranz die Geschäftsführung. Mit diesem und Jana Bockholdt ist er in der neu gegründeten Courage Gruppe für die Geschäftsleitung verantwortlich.

Günther Schranz, MAS

Mitglied der Geschäftsleitung Courage Gruppe, Pflegedienstleiter und Geschäftsführer Mater Salvatoris

Die Ausbildung zum Pflegeassistenten absolvierte Schranz 2004 in Wiener Neustadt. 2008 folgte die Ausbildung als Angehöriger des gehobenen Dienstes für Gesundheits- und Krankenpflege in Baden. Von 2009 bis 2013 war er Stationsleiter im Landespflegeheim Wiener Neustadt und absolvierte neben der Ausbildung zum diplomierten Sozialmanager eine Sonderausbildung für Führungsaufgaben. Seit 2013 ist er Leiter für Pflege und Betreuung im Alten- und Pflegeheim Mater Salvatoris. Ende 2022 übernahm er gemeinsam mit seinem Kollegen Christian Gmeiner die Geschäftsführung von Mater Salvatoris. Gemeinsam mit Jana Bockholdt und Christian Gmeiner ist er nun auch verantwortlich für die Geschäftsleitung der Courage Gruppe.

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